Die Blüte, die ich liebe, ob ihrer Schönheit, ich sehe ihr zu, wie sie wächst, sich entfaltet … und vergeht, um dem Weiterleben Raum zu geben. Der Baum, der mir in der Hitze Schatten spendet, ich bin froh und dankbar, dass er steht, wo er steht. Komme ich bei Blüten und Bäumen nur nicht auf die Idee, Einfluss zu nehmen, weil sie mir vollkommen erscheinen? Da ich kein Rosenzüchter bin … das Einfache in mir liebt, was es liebt, weil es genau so ist. Oder eben nicht. Und in der Liebe zu einem Menschen?
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Lesebühnenvorfreude
LESEBÜHNENVORFREUDE
Auf unsere nächste Lesebühne im Mai freue ich mich ganz besonders. Nicht nur, weil es dann genau ein Jahr her ist, dass ich zum ersten Mal trotz oder gerade wegen des Jetlegs auf ihr stand und eine Reiseanekdote zum Besten geben durfte, sondern weil ich mir zwei, für mich ganz besondere, Texte ausgewählt und mir dazu Überraschungsgäste eingeladen habe, die mich – zumindest bei einem – unterstützen werden. Vielleicht verrate ich ja auch vorher noch, wer es ist … ich liebe Überraschungen, aber im Geheimnis bewahren bin ich eher so la la … ma kieken. „Lesebühnenvorfreude“ weiterlesen
Prost!
Ein Korken schmollte in der Ecke
er ward entfernt allein zum Zwecke
was er einst schützte frei zu geben
damit es geistvoll füllt mein Leben
lang schon sah ich Korken fliegen
und in dunklen Ecken liegen
zuerst allein hernach zu zwein
es schmollt ja keiner gern mag sein
dass jeden der am Boden weilte
die gleiche Einsamkeit ereilte
bevor sein Säufer sich hernach
im Fallen fast das Steißbein brach
auch mir das Herze fast bei Nacht
hat Sehnsucht keinen Schlaf gebracht
so ließ ich einen Korken fliegen
und manche Schwermut bei ihm liegen
© Jo Lenz, 27.04.2016
Schlaflos.
Das Schlaflos saß traurig vor seiner Tür, rutschte unruhig auf schlechten Träumen herum und lauschte mit geschlossenen Augen in die Nacht. Irgendwo klingelte ein Windspiel, dessen Melodie es kannte: Einmal Wind sein und um die Häuser musizieren …
Blähkritik
Herr Nämlich stellte neulich fest,
dass, wenn er einen fahren lässt,
entscheidend ist, wo er das tut
und wessen Nase dort grad ruht.
Furzt er zum Beispiel in Paris,
ist’s möglich, dass man ihn erschießt.
Auch bei den Dänen kann geschehen,
dass Gegner sich den Furz besehen,
und Jahr um Jahr Herr Nämlich bangt,
dass er von denen wird belangt,
vor deren Nasen er sich reckte
und fiese flümend Zähne bleckte.
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Ab, uff den Drahtesel!
Es kommt endlich wieder Leben in die Lenden, äh in die Pedalen, der Frühling ist da. Ich also heute Morgen: nachdem mich gestern höhere Gewalt (nicht vorhandener Schlüssel) von dem Vorhaben abhielt, meine acht Kilometer Arbeitsweg auf dem Rad zu bewerkstelligen, hat heute alles gepasst. Zwar fand ich die Handschuhe nicht, aber bei Plusgraden geht das ja auch ohne. Die Schmierschicht an den Händen (Haargel plus Regenwasser) eins zwei fix an der noch trockenen Jacke abgewischt, stand dem work in nichts mehr im Wege. „Ab, uff den Drahtesel!“ weiterlesen
Seelenspektakel zum Jahreswechsel
Die Erinnerungen rauschen mit dem Wasserdampf vor sich hin. Der Alu-Wasserkessel wird seinem Platz auf der hundert Jahre alten Kochmaschine wie selbstverständlich gerecht. Brodelte es mit dem Anfeuern vorhin noch pfeifend aus ihm, das Teewasser ist fertig, gewährt er nun den Resten der Glut Durchlass, mit einem immer leiser werdenden Zischen.
So zischen auch die Bilder in meinem Kopf. Flackern auf. Treiben es bunt. Malen düster. Verblassen. Abschiednehmen ist wie ein Spektakel aus Aufkochen und Verdunsten lassen.
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Frohe Weihnachten
… weil die Technik zu langsam war, gibt es den für gestern gedachten Bescherungspost gemeinsam mit dem Weihnachtsgeschenk von heute …
Aber erstmal: wie wars denn so an Heiligabend? Gab’s Tränen der Rührung, des Glücks, Kummertränen? Habt ihr’s genießen können? Wie lief der Geschenkemarathon? Lief er überhaupt? Kam es darauf an?
Uuuuund, wie sieht es heute in einigen Kinderzimmern aus? <--- ÜBERLEITUNG ;-) zum ERSTEN Weihnachtsgeschenk an euch, das am allermeisten auch ein Geschenk an mich selbst ist, da ich mir seit zehn Jahren die Realisierung des Kinderliedes DER AUFRÄUMWUNDERHIT zu meiner Reimgeschichte PAULA KLAMOTTENSCHRECK wünsche. „Frohe Weihnachten“ weiterlesen
Zuckerguss mit Aussicht
Dieser Zuckergusslebensabschnitt sitzt wie eine Kalorien gewordene Minikrake auf einem Cupcake, in dessen Füllung sich die Zeit davor mit Bittermandeln vermengt hat – vielleicht war auch der eine oder andere Aprikosenkern dabei, im Ergebnis ändert sich nichts – und er scheint nur darauf zu warten, dass jemand ihn mit den Eckzähnen durchstößt, um der Wahrheit angewidert in den Hals zu kotzen. Du knabberst daran. Du liebst Zuckerguss. Du hast die Jahre davor vergessen. Du beißt zu gierig. Spürst die Zeit. Die Menschen in ihr. Sonne auf der Zunge. Lachen und Musik zwischen den Ohren. Sinnliche Hände an deinem Hals. Du drehst dich, den Biss noch zwischen den Zähnen, im Mondlicht. Suchst Wege nach Weiterkommen ab. Jetzt. Alles ist jetzt. Nur das zählt. Endlich dreht sich die Welt um dich. Endlich. Dreht. Dreht sich alles. Du schluckst. Verschluckst dich an deiner Liebe zu süßen Dingen, und das Zyanid der letzten Jahre rinnt versteckt in Vanillezuckerspeichelbahnen über deine Zunge. Du hältst an. „Zuckerguss mit Aussicht“ weiterlesen
Vollmond
Der Mond
voll von Leuchten,
als erster Gruß für das, was kommt –
lockend wie gestern,
heute ohne Wolken und nachtlos,
weil die Sonne
auf der anderen Seite der Brücke
im Sinken noch ihr Licht lässt
und die Himmelsfarbe
blassen Aprikosen gleicht –
steigt er über die Stadt
und wandert.
„Vollmond“ weiterlesen