Die Blüte, die ich liebe, ob ihrer Schönheit, ich sehe ihr zu, wie sie wächst, sich entfaltet … und vergeht, um dem Weiterleben Raum zu geben. Der Baum, der mir in der Hitze Schatten spendet, ich bin froh und dankbar, dass er steht, wo er steht. Komme ich bei Blüten und Bäumen nur nicht auf die Idee, Einfluss zu nehmen, weil sie mir vollkommen erscheinen? Da ich kein Rosenzüchter bin … das Einfache in mir liebt, was es liebt, weil es genau so ist. Oder eben nicht. Und in der Liebe zu einem Menschen?
Es erscheint so zerbrechlich, dieses erste auf den ersten Blick, das die Hormone aufwirbelt und alles um uns erhellt, so wie die ersten Blüten im Frühjahr, die ihre Hälse recken durch vermoderndes Blattwerk. Fangen wir irgendwann an ihnen zu sagen, dass sie auch hätten eher kommen können? Werfen wir ihnen vor, dass sie nicht da waren, als wir sie an depressiven Wintertagen gebraucht hätten? Bemängeln wir ihre Farben? Die Form ihrer Blüten? Wieviel Wasser sie zum Leben brauchen? Nein. Wir sind dankbar, dass sie da sind … genauso, wie sie sind.
Ich will das auch bei dem Menschen, den ich liebe. Ich will ihm zusehen, wie er sich entfaltet. Ich will mir dessen bewusst sein, wie wenig Worte es mitunter braucht, das Gefühl zu vermitteln; ich liebe dich, aber …
Ich will ihn nicht hinbiegen, weil ich da und dort mehr Wärme bräuchte, denn dann verliere ich vielleicht … was mir in seiner Unbeschwertheit das Gefühl gibt, vollkommen zu sein, nämlich dann, wenn es die reine und klare Freude über den anderen ist. Darüber, wie er lacht, was er denkt, was er liebt, wofür er mit vollem Herzen lebt. Und absolut auch, wie er meine Hand greift … und wie er mich ansieht, weil er sich von mir geliebt fühlt … genau so, wie er ist.
Es ist nicht immer leicht, denn der Gärtner in uns neigt nur zu gern dazu, Einfluss zu nehmen … dabei fällt mir ein, dass ich vor ein paar Jahren mal einen Songtext dazu geschrieben habe, der Auszug passt hier doch ganz gut 😉
„Ich ahne ganz genau, wohin es führt
Hundertmal missglückt, doch immer wieder ausprobiert
Wenn du erfolgreich deine Fäden ziehst
bleibt fraglich, ob du das Ergebnis hinterher noch liebst“
In diesem Sinne: „love it, or leave it!“
Prost!
Liebe Jo,
du hast das so wunderbar geschrieben. Bin ich froh, dass ich das gefunden hab. Danke! 🙂
tarja