Als die Erde sich mit den Herbststürmen durchs Haar gefahren war und die Bäume ihre Blätterkleider abgelegt hatten, wurde es klapperkalt in Mückelplutz.
Krummnase war seit einigen Wochen ein Kindergartenkind und Mooskopf ging seit genauso langer Zeit in die Schule. Seit die beiden den Preis für das gruseligste Kostüm vom Bürgermeister erhalten hatten, waren die anderen Kinder viel netter zu ihnen geworden. Krummnase hatte so gar lauter kleine Fingernagelüberzieher von ein paar Eltern geschenkt bekommen, damit sie mit ihren krummen Fingern und den messerscharfen Hexenkrallen nicht mehr ihre Schnürsenkel kaputt schnitt, wenn sie sich die Schleife band.
Wenn die kleine Halloween-Hexe trotzdem traurig darüber war, dass ihr das Malen wegen der langen krummen Nase immer noch nicht so recht gelingen wollte, fand sich schnell ein freundliches Kind in der Gruppe, das ihre Tränen trocknete und ein anderes, das ihre Bilder lobte und ihr damit ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Jedes mal, wenn das geschah, rannte Krummnase tatsächlich eins, zwei, fix in den Waschraum und blickte in den Spiegel. Darin konnte sie sehen, dass ihre Tränen verschwunden waren und dass ihre schmalen schwarzen Lippen sich zu einem Lächeln verzogen hatten, welches von dem linken Ohr bis zu dem rechten Ohr reichte.
»Hui, ihr seid ja richtige Zauberer«, gluckste sie dann vor Freude, breitete die Arme auseinander und hüpfte von einem Bein auf das andere. Die anderen Kinder hielten sich dabei immer ein bisschen die Hand vor den Mund und kicherten. Sie wollten die Hexe nicht auslachen … aber sie sah eben einfach zu komisch aus. „Als die Halloween-Hexe eine Freundin war“ weiterlesen