Fifty days of travel

Ich will ein paar Wochen durch die USA reisen – und den Blog habe ich für diejenigen begonnen, die mich begleiten wollen, um sicherzugehen, dass ich nicht abhanden komme – HALLO MAMA! – oder die neugierig darauf sind, mit mir ein paar Städte zu erkunden, neue Leute zu treffen, die besten Bars der Einheimischen zu entdecken, Geschichten zu erfahren, die ich hoffentlich aufgabeln werde, und so weiter und so fort … —> Wer mehr wissen will, klickt HIER —>

 

Geratter

Die Strahlen rattern mir ins Gesicht
durch den Zaun, den ich auf dem Rad
an mir vorbei ziehen lasse.
Blinkt in die Augen
durch die Nase in den Kopf.
Hallo Sonne, mach mir den Tag!

Die Finger rattern mir über Wirbel
durch den Stoff, den du mit der Hand
unter ihr vorbei gleiten lässt.
Warm auf der Haut
in den Bauch zwischen Worte.
Hallo du, willkommen in meiner Welt!

Die Geschichten rattern mir im Kopf
ins Gefühl, das ich mit ihrem Lesen
in mich hinein ziehen lasse.
Klopft in Erinnerung
an Vergleiche gegen den Willen.
Hallo Leben, ich lerne immer wieder neu!

den reisenden

War mal einer, der zog aus
Sie zuerst dann aus dem Haus
Blieb verschollen Nacht um Nächte
Traurig seufzt sie, ach ich dächte
Er käm manchmal mir im Traum
Doch so läuft’s im Leben kaum
Aus den Augen aus dem Sinn
Sah er niemals wieder hin
Denkt nicht dran und
Denkt nicht weiter
Heiter ist das
Leben heiter
So weit weg
Und so nah dran
Zieht er jede in den Bann
Zieht sie aus und zieht
Dann weiter heiter
Ist das Leben
Heiter

Der dritte Arm

Wie ein unsichtbarer dritter Arm, ist sie immer da, hebt die dazugehörige Hand, kann mir damit auf den Hintern schlagen, damit ich in die Gänge komme, kann mir die Sicht versperren, mich verunsichern, ist immer da, auch wenn sie Geschichte ist, als drängte sie danach, immer Geschichte zu sein, treibt mich, beschenkt mich, lässt mich nicht still stehen.

Das Risiko, zehn bis fünfzehn Jahre nach ihr an einer Leukämie zu erkranken, ist erhöht. Ich weiß den Prozentsatz nicht, mit dem ich die Begleiterscheinungen der Therapie damals zur Kenntnis nahm. Weiß auch gar nicht, ob nur Strahlentherapie den Folgekrebs nach sich zieht. Die blieb mir erspart. Es war nur eine aggressive Chemo gegen hochmalignes NHL – mein unsichtbarer Dritter. „Der dritte Arm“ weiterlesen

alles gut: stadt

aus meinem kopf schreiben werde ich dich nicht
so schnell deine lippen auf meinen leuchten
dazwischen augen wie keine so lockend

wir schwimmen zwischen den gesichtslosen
auf dem weg am fluss den der mensch bald frisst
wo du heute noch den himmel mit deinem körper blendest

stehen morgen körper aus beton für noch mehr blicke
die herzen frohlocken den leib alleine wollen
in der stadt die ewigen singles im glück

nichts ist für die ewigkeit manches
erreicht nicht mal den anfang dessen was wird
wenn wir mutig genug dem vertrauen was du auslachst

aus meinem kopf schreiben werde ich dich nicht
so schnell die finger tippen was ich denke
fühlen sich die worte in jedes deiner

und halten mich fest bevor ich springe
bevor ich meinem herzen den laufpass reiche
hin zum stachel der stadt den sie lodernd bohrt

du als bote im wolfspelz an dem ich mich reibe
am flusslauf wartend zu dem du mich geführt
so lang deine lippen auf meinen leuchten

ist alles gut.

Verfahrene Liebe

Die Tür der S-Bahn öffnet sich. Nach dem Umsteigen sind es nur noch ein paar Stationen. Ich könnte stehen bleiben. Sehe mich trotzdem kurz um. Neben mir lockt eine Dreierreihe Sitze, und zwei nebeneinander sind frei. Ich bin übermüdet. Reif für eine Cola, mindestens aber für gute Unterhaltung, um in den nächsten Minuten nicht einzuschlafen, und setze mich.

Die zierliche Gestalt neben mir bückt sich. Sie hält einen grünen Wanderstock, der nun am Boden liegt und mich an der Stiefelspitze berührt und hantiert an ihren Schuhen herum. Der Mann ihr gegenüber sieht weg. Ich sehe abwechselnd auf die geduckte Haltung und auf den leuchtend grünen Stock unter mir. Die Gestalt ist schwarz gekleidet. Die Hose mit aufgesetzten Taschen. Der Stoff glänzend. Die Kapuzenjacke hüllt sie komplett ein.
Kurz sieht der Mann gegenüber doch wieder zu ihr. Dann steht er auf und wechselt das Abteil. Im Fenster gegenüber beobachte ich, wie sie sich aufrichtet. Die Kapuze bleibt oben. Den Stock hält sie wieder aufrecht, umfasst den Griff mit beiden Händen. Ich versuche im Spiegelbild das Gesicht zu erkennen. Ist es ein Junge? Ein Mädchen? Doch der Stoff der Jacke bildet in der Art eine Höhle um ihren Kopf, dass ihr Gesicht im Schatten bleibt. Es ist nur ein einzelner Stock, den sie hält. Und aufgrund typischer Bewegungen ihres Gesichts, auch wenn es im Detail mir nicht erkennbar wird, verstehe ich plötzlich, dass es sich um keinen Wanderstab handelt. Betreten sehe ich auf meine Hände und erinnere mich an die Zeit an dem mir liebsten Arbeitsplatz, den ich im Leben hatte. „Verfahrene Liebe“ weiterlesen

Tierische Rassentrennung

ich liebe fleisch
– hei sch meckt dir
ohne soß überhaupt
der kloß – allein rutscht
auf dem teller schneller
ess ich drum und guck
mich nimmer um wo fleisch
vor mäulern liegt da siegt
die ignoranz und ganz allein
das wissen auch tiere müssen
derweil wir liebend küssen
ein recht auf leben geben
wir nur hund und katz
wieso denn nur du
schatz ist leid
legitimiert
wer alles
wird geschmiert
um uns so satt zu kriegen
dass wir am meisten lieben
uns dabei nichts zu denken
„Tierische Rassentrennung“ weiterlesen

Licht aus!

Ich denke über RÜCKWÄRTS nach
über Milchpackungen
die wir in Geschäfte tragen
damit sie in Massentransporten
zu Almwiesen gefahren werden
wo entspannte Euter warten
für viele hungrige Kälber

Ich denke über RÜCKWÄRTS nach
über Arbeitsplätze
die wir mit Freude aufsuchen
fünf Wochen im Jahr darauf hoffend
dass wir nicht so schnell zurück
in den Urlaub fahren müssen
jahrelang Erholungsstress

Ich denke über RÜCKWÄRTS nach
über Liebe
die wir jeden Tag mehr lieben
in Vertrautes alle Neugier mischen
anders ansehen jeden Tag mehr
bemühen bis der Bauch kribbelt
und Schmetterlinge salutieren „Licht aus!“ weiterlesen

Schwer, wie Wackersteine

Die gute Stimmung vom Mittwochmorgen war mir zuerst im Hals stecken geblieben, dann rutschte sie tiefer. Seit dem liegt sie mir begraben von Traurigkeit im Magen. Das ist alles, was es gerade mit mir macht. Das viel zu große Stück Welt da draußen. Wackersteineschwertraurig.

Die Für- und Gegendemos im Land in Sachen #pegida drückten mir eh schon aufs Gemüt. Freunde meinen, das beruhigt sich alles wieder. Doch ich denke an ´89. Da dachte ich, die können uns nicht stoppen, wir sind zu viele, die sich das nicht länger gefallen lassen. Das macht mir Sorge, und „Wir sind das Volk“ verliert an Kraft und Sympathie. Die Menschen in Dresden, die ich in ungekürzten Interviews gesehen habe, die Stimmung, die aus dem Hintergrund in die Kameras schwappt … alles lässt mich fremdschämen. Und dabei bin ich überzeugt davon, dass es so eine geballte Kraft im Land braucht, damit sich etwas ändert. Aufklärung zum Beispiel zu einer Vielzahl an Undurchsichtigkeiten, Geldermissbrauch, Waffenhandel und somit Kriegsbeteiligung, die unser Land gefährden. Das Einfordern von Versprechungen. Aufdecken von hohlen Phrasen und Lügen. Reformationen überholter Gesetzestexte. „Schwer, wie Wackersteine“ weiterlesen