In meiner Schreibhöhle, dicht unter der Zimmerdecke der Küche, die Wände sind teils schwarz, teils mit Klinkerfakes tapeziert und darum von mir für gemütlich befunden, klebt ein unscheinbares post-it. Mit Bleistift steht darauf geschrieben, was ich mir für 2020 vornehme; Beiträge für Kurzgeschichten-Wettbewerbe einsenden. Mundart-Gedichte in Songs verwandeln. Den Roman um Olaf und Toni schreiben. Mehr Sport treiben.
„Raus in die Welt“ weiterlesenZieht euch die Schuhe aus!
Nach 32 Kilometern über wechselnde Untergründe, manche davon fakirtrainingstauglich, kann man tags darauf spüren, welche Muskeln in Füßen und Waden eigentlich für unsere Fortbewegung, die naturgemäß barfuß stattfinden würde, zum Tragen kommen, vorausgesetzt man geht sie barfuß. Ganz nebenbei lässt sich Berlin mal ganz anders erleben und erspüren.
Ab, uff den Drahtesel!
Es kommt endlich wieder Leben in die Lenden, äh in die Pedalen, der Frühling ist da. Ich also heute Morgen: nachdem mich gestern höhere Gewalt (nicht vorhandener Schlüssel) von dem Vorhaben abhielt, meine acht Kilometer Arbeitsweg auf dem Rad zu bewerkstelligen, hat heute alles gepasst. Zwar fand ich die Handschuhe nicht, aber bei Plusgraden geht das ja auch ohne. Die Schmierschicht an den Händen (Haargel plus Regenwasser) eins zwei fix an der noch trockenen Jacke abgewischt, stand dem work in nichts mehr im Wege. „Ab, uff den Drahtesel!“ weiterlesen
Zurück zur Natur
Schön so, morgens, bevor die Mehrheit die S-Bahn nutzt, ein halb leeres Abteil zu betreten – normalerweise bleibe ich die fünf Stationen bis zum Umsteigebahnhof an der Tür stehen, weil ich um diese Zeit und auch generell nicht so sonderlich Lust auf fremde Menschennähe habe – aber heute sind prompt gleich mehrere Vierergruppen frei. Naja, denke ich, setz ich mich ausnahmsweise mal.
Ich bin fast am Ende des Waggons, vor der letzten Tür. Dahinter befinden sich nochmal zwei Vierergruppen, auf eine fällt mein Blick. Da steht ein verdreckter Jutebeutel, oben auf liegt eine ordentlich zusammengerollte karierte Wolldecke. Der Besitzer daneben scheint in sich versunken, jedenfalls sehe ich ihn nicht. Ich versuche, den Spruch auf dem Beutel zu entziffern, denn es lohnt sich kaum, das Buch für die kurze Strecke aus dem Rucksack zu holen, und lese: „Ein großer Schritt VORWÄRTS: Zurück zur NATUR“ „Zurück zur Natur“ weiterlesen
Du Himmel
Mönsch, war dit schön heute Morjen … und ich hatte keinen Fotoapparat griffbereit 😉 Dafür fand ich aber eben ein paar Worte dazu.
Oh Himmel du Himmel
wie kommste mir vor
Als stünd ick direkt
vor der Hölle Tor
rotvoll flammend
So nah so fern
So een leuchtendet Oben
hab ick irre jern
Oh Himmel ick wünschte
ick könnte dir zeijen
den andern die dir vaschlafend ruhn
Aber Himmel und Herrjott
die müssen verzeihen
ick habe mit kieken jenuch zu tun
In Eile
Heute Morgen am Alex: »Dit hätt ick aba jetze nich mehr jemacht!!«, hallte die Lautsprecheransage übern Bahnsteig, als der Mann mit Koffer in der Tür steckenblieb. Daraus, dachte ich, lässt sich doch was machen … FF – Viel Vergnügen!
Herr Flinkspring hetzt mit seinem Koffer
die Zeit hat für ihn keine Puffer
die Treppe hoch die Bahn will fahren
Flinkspring ist schlecht im Ruhe bewahren
und stürzt mit allem was an Kraft
sein Muskelapparat noch schafft
hinauf – der Bahnsteig wartet still
das Licht hingegen rötet schrill „In Eile“ weiterlesen
mein leben passt mir
mein leben passt mir passt mir nicht
das kann ich lesen steht im gesicht
wenn ich es morgens im spiegel seh
der kopf dahinter tut mir weh
die worte aus zerstrittner nacht
sind mir in den schlaf gekracht
haben mein herz rasen lassen
der mund dazu ließ sich nicht fassen
mein leben lacht mich lacht mich an
das kann ich spüren schon in der bahn
wenn ich mich in der türe sehe
an der ich jeden morgen stehe
„mein leben passt mir“ weiterlesen
Alles Jetlag?
Erneut viel zu lange geschlafen. Mein Rhythmus ist noch nicht wieder MEZ geeicht. Doch heute ist der Tag, an dem die Zwillingseltern mit mir rechnen. Ich soll etwas eher kommen, damit wir noch das Organisatorische besprechen können. Sie warten seit über zwei Monaten auf meinen Einsatz. Das ehrt sie. Oder mich. Keine Ahnung. In meinem Kopf jedenfalls ist 14:30 Uhr abgespeichert.
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»Weg sehen, wo Wege sind«
… und dann war da frühmorgens dieses Gedicht, das ich – die Augen klar gerieben – in mein Handy tippte.
In München verkaufen sie die »BISS« – in Berlin heißt sie »motz«. »Sie« – das sind (nach meiner Recherche) Betroffene, die zum Selbstkostenpreis diese Zeitungen erwerben, um mit dem Verkauf etwas Geld zu verdienen. Wer noch nie eine gekauft hat … ich finde es lohnt sich …
Und rein in die Bahn, denn mein Magen ist leer
Und in meinem Arm die Zeitung so schwer
Doch viel schwerer noch wiegt euer Blick weg von mir
Glaubt mir, ich stünd‘ lieber im Regen als hier
Doch mein Magen ist leer
Und die Zeitungen schwer
Seht doch hin
Denn mir bleibt nur der Schritt zu euch her
„»Weg sehen, wo Wege sind«“ weiterlesen