KEIN OSTERSPAZIERGANG

Wie jeden Morgen kurz vor Fünfe
sprang ich heut in warme Strümpfe
kochte frischen Ingwertee
gegen Wetter-Weh-oh-Weh

Die Vögelei vor meinem Haus
lockte mich so früh heraus
kunterbunt vor blauem Grund
tat sie ein paar Verse kund

Der letzte Schnee fällt sicherlich
Heut und morgen doch noch nicht
Erst am Dienstag wird es heiß
wie jedes kleine Handy weiß

Also zupf ich die Gitarre
gegen Frühjahrskältestarre
und lauf Runden um den Block
gegen Osterkälteschock

Was macht ihr so? Eiersuchen?
Kaffee trinken? Mampft ihr Kuchen?
Oder das, was sinnlos ist:
übers Osterwetter fluchen?

Ich hab gut reden, ja, ich weiß.
Wer Winters in den Sommer reist,
dem ist das Osterwetter schnuppe,
so wie ein Nutzer dessen Puppe.

Der letzte Vers entlarvt mit Mist,
das dies kein Text für Kinder ist.
Vielleicht auch, dass grammatikalisch
bei mir so mancher Satz am Arsch ist.

Wie dem auch sei, ich wollte reimen,
und Dichters Freiheit ist mir eigen.
Bei Mama gab es Hasenbraten,
mehr werde ich jetzt nicht verraten.

Wer bis hierher gelesen hat,
dem geb ich einen guten Rat:
Schließ für heut das Internet,
nimm dir ein Buch und geh ins Bett!

Frohe Ostern, liebe Freunde!

© Jo Lenz, 01.04.2018

münzenplätten

still liegen die gleise wie indianer
drücken sie ihre ohren auf stahl hart
trifft das wort feigling! den kleinsten
in der feuchten hand münzen vom altpapier

an dieser stelle werden sie besonders platt da
fährt der zug erst langsam an siehst du der bahnhof
dort wird gleich die fette dampflok schicken schaut
doch nur mal wie der schlot raucht schnell und pfeift

still liegen die steine unter den gleisen
drücken die wurzeln vom vergissmeinnicht weil
heute kein zug mehr darauf fährt und mit altpapier
riskiert doch keiner mehr was für ein schönes kreuz!

»Die Dichterschlacht«

Es stritten einst zwei Literaten,
welche Kunst denn höher sei,
sprangen, standen in Spagaten,
rauften für die Schreiberei.

»Wahre Kunst«, so pries der eine,
»die vermag nur Poesie.«
In ihr stecke das Geheime
dieses schaffe Prosa nie!

»Lob die Großen, lob sie bald«,
sprach der and’dre und hob an.
Grimm’ge Blicke warf er kalt
stand in alter Meister Bann. „»Die Dichterschlacht«“ weiterlesen

»Mein Mantel«

Ich habe ein Gedicht heraus gekramt. Schon ein paar Jährchen alt, passt es doch ab und an erneut. Ich wünsche allen, denen ihr Mantel mal nicht passt, dass sie jemanden um sich haben, der ihnen Verständnis entgegenbringt … anstelle von  dumpfen Aussagen oder gar Vorwürfen. Und der sie liebt, auch und gerade weil sie sind, wie sie sind.

‪#‎Depression‬ ist immer noch eine Krankheit, die viel zu häufig im Verborgenen schwelt, weil sie von den Betroffenen dazu „getrieben“ wird. Aus Angst oder Scham vor dem häufig verständnislos reagierenden Umfeld, wirdsich Schönwetter ins Gesicht „gemalt“, wo eigentlich Weltuntergang droht. Und die Kraft und Anstrengung, die dieses Versteckspiel kostet, fehlt auf anderen Gebieten. Vielleicht in der Schule. Vielleicht am Arbeitsplatz. Auf jeden Fall im Leben … und der Teufelskreis beginnt.

Mehr und genauer hinsehen, zuhören, verstehen und akzeptieren … kann helfen <3

Licht & Liebe,

Eure Jo.

Mein Mantel

Ich glaub ich hab Grippe,
ich fühl mich nicht wohl.
Oder liegt es am
gestrigen Alkohol?

Kannst du schon vorgehn?
Ich fühl mich nicht wohl.
Vielleicht liegt’s ja am
gestrigen Alkohol.

Was soll ich bloß sagen,
das du gut verstehst
und an diesen Tagen
mir auf den Leim gehst? „»Mein Mantel«“ weiterlesen

»Hexentage«

Weil ich heute so oft etwas von schaurigen Hexen lese oder höre … Vor einigen Jahren schrieb ich »Hexentage«, als mal wieder alle Menschen um mich herum schlecht drauf zu sein schienen, gefühlt jeder Autofahrer hektisch und ungeduldig unterwegs war oder tatsächlich es bis zur Karambolage trieb. Damals dachte ich, bestimmt treibt ein Hexenweib sein Unwesen und hat Spaß an Herumgegifte und Übellaunigkeit. Kennt ihr solche Tage auch?

13633500_lEs war da einst ein Hexenweib.
Das liebte dunkle Tage.
An denen pflanzt‘ in jeden Leib
Es seine schönste Plage.

»Ich nehme Leid, ich nehme Schmerz.
Verschnüre es mit Angst und Pein.
Das sende ich in jedes Herz.
Dort soll es gut behütet sein. „»Hexentage«“ weiterlesen

»Herbstblattliebe«

Ungeplant entwickelte sich gestern auf fb ein Versdialog zwischen Mark Galsworthy und mir. Und den will ich der Welt nicht vorenthalten 😉 Natürlich hatte ich das erste und auch letzte Wort 🙂

Jo:

Zwei Blätter schaukelten verliebt
und wollten sich verloben.
Als eins der Wind zu Boden trieb,
verblieb das and’re oben.
Da half ihm auch kein Toben.

„»Herbstblattliebe«“ weiterlesen