In meiner Schreibhöhle, dicht unter der Zimmerdecke der Küche, die Wände sind teils schwarz, teils mit Klinkerfakes tapeziert und darum von mir für gemütlich befunden, klebt ein unscheinbares post-it. Mit Bleistift steht darauf geschrieben, was ich mir für 2020 vornehme; Beiträge für Kurzgeschichten-Wettbewerbe einsenden. Mundart-Gedichte in Songs verwandeln. Den Roman um Olaf und Toni schreiben. Mehr Sport treiben.
Zwei Dinge sind mir gelungen, und Corona ist nicht unmaßgeblich daran beteiligt. Zum einen hat sich das Einsenden der Kurzgeschichten tatsächlich gelohnt, denn vier Mal konnte ich Freudensprünge vollführen; sechs Geschichten werden in Anthologien veröffentlicht, eine zusätzlich für ein Hörbuch aufgenommen. Zum anderen habe ich tatsächlich mein Wortziel in Sachen Olaf und Toni geschafft, bzw. übertroffen. In vier Monaten bin ich auf knapp 150.000 Wörter gekommen und habe am 30.07.2020 das Wort ENDE unter das Manuskript getippt. Ein Höhenflug sondergleichen folgte, der mindestens zwei Tage anhielt. Geschafft habe ich das in den wunderbaren Räumen von tuesdaycoworking, die von einer noch wunderbareren Community beseelt werden und mir die Energie brachten, um meinen persönlichen Marathon durchzuhalten – Ich vermisse euch!
Anfang August hat mir das Leben für vier Monate eine Art „Stipendium“ beschert, was zwar den totalen Rückzug mit sich brachte, aber auch Zeit und Sorglosigkeit, die ich für einen achtsameren Umgang mit mir selbst verwenden konnte, immer noch kann, und für das weitere Arbeiten am Traum vom Schreiben. Nebenbei blieb Raum für Sport, Meditation und Ernährungsumstellung für mehr Ausgeglichenheit und Gesundheit. Keine Selbstverständlichkeit. Nicht in dieser und in keiner anderen Zeit. Danke dafür!
Nun darf ich das Eremiten-Dasein in dieser Woche zwei Mal unterbrechen. Sehr spontan am Donnerstag, den 22.10.2020 ab 19:30 Uhr für das einstige Heimspielformat der „Lesebühne Für_Wort“; gestreamt wird via Zoom und auf Facebook; Mensch sprang ab und ein anderer erinnerte sich, und ich werde die Einladung gerne nutzen, um mindestens eine der Geschichten vom SpaceNet Award vorzulesen aus der Anthologie „Pause“.
Mit etwas längerem Vorlauf, trotzdem nicht weniger aufregend für mich, werde ich am Samstag, 24.10.2020 ab 22:00 Uhr auf twitch zu sehen sein, wo die BerlinAuthors zu Gast sind bei Fakriro-Online; „Interview…“ steht im Programm. So viel ich weiß, lesen drei Autoren aus der neuen Anthologie der BerlinAuthors „Großstadtklänge“ und beantworten Fragen; für mich tatsächlich im Neuland 😉
Bis vor einer Woche wusste ich nicht, dass zuletzt genannte Plattform existiert. Auch von Discord hatte ich noch nichts gehört. Mittlerweile habe ich auf beiden Seiten ein Profil. Und zwischen dem Nachdenken über Genre und Thema zum diesjährigen NaNoWriMo-Roman, verfolge ich dort Interviews und Talkrunden, in denen sich anlässlich der Frankfurter Buchmesse alles um Selfpublishing und Netzwerken dreht, und irgendwie tut sich eine neue Welt auf, für die ich zwar die „Stipendium“-Höhle eigentlich nicht verlassen muss, um sie zu betreten, für die ich mich aber in meine Höhle unter der Zimmerdecke meiner Küche zurücksehne, denn da steht das nötige Equipment, damit ich künftig möglicherweise ein Teil davon werde. Und außerdem hängt da das post-it, auf dem ich mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Häkchen setzen kann. Irgendwann im Dezember. We will see.