»Wir schützen uns mit Blumen«

Facebook fragt und ich denke darüber nach – Tja, was mache ich gerade? Vielleicht wie manch anderer die Geschehnisse wortkarg bis sprachlos mitverfolgen. Argwöhnen. Mutmaßen. Anzweifeln. Bisweilen bin ich, in Schreib- und Liebeswolken versunken, weit ab vom Geschehen und bekomme erst über Twitter mit, so ich Empfang habe, was in der Welt abgeht. In der Welt weit weg und nah dran. Dann haben sich schon Tausende geäußert und bekannt, haben Farbe bezogen, Blumen niedergelegt. Das ist schön. Es steht meinem ersten Sorgenimpuls entgegen, dass die Attentate von Paris in deutschen Städten erfolgreich Öl ins Feuer gießen könnten. Wo es doch schon vorher so krank mit dem Feuer bei uns agiert hat. „»Wir schützen uns mit Blumen«“ weiterlesen

mein leben passt mir

mein leben passt mir passt mir nicht
das kann ich lesen steht im gesicht
wenn ich es morgens im spiegel seh
der kopf dahinter tut mir weh

die worte aus zerstrittner nacht
sind mir in den schlaf gekracht
haben mein herz rasen lassen
der mund dazu ließ sich nicht fassen

mein leben lacht mich lacht mich an
das kann ich spüren schon in der bahn
wenn ich mich in der türe sehe
an der ich jeden morgen stehe
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Zuckerguss mit Aussicht

Dieser Zuckergusslebensabschnitt sitzt wie eine Kalorien gewordene Minikrake auf einem Cupcake, in dessen Füllung sich die Zeit davor mit Bittermandeln vermengt hat – vielleicht war auch der eine oder andere Aprikosenkern dabei, im Ergebnis ändert sich nichts – und er scheint nur darauf zu warten, dass jemand ihn mit den Eckzähnen durchstößt, um der Wahrheit angewidert in den Hals zu kotzen. Du knabberst daran. Du liebst Zuckerguss. Du hast die Jahre davor vergessen. Du beißt zu gierig. Spürst die Zeit. Die Menschen in ihr. Sonne auf der Zunge. Lachen und Musik zwischen den Ohren. Sinnliche Hände an deinem Hals. Du drehst dich, den Biss noch zwischen den Zähnen, im Mondlicht. Suchst Wege nach Weiterkommen ab. Jetzt. Alles ist jetzt. Nur das zählt. Endlich dreht sich die Welt um dich. Endlich. Dreht. Dreht sich alles. Du schluckst. Verschluckst dich an deiner Liebe zu süßen Dingen, und das Zyanid der letzten Jahre rinnt versteckt in Vanillezuckerspeichelbahnen über deine Zunge. Du hältst an. „Zuckerguss mit Aussicht“ weiterlesen

Vollmond

image1Sure, you will Palermo

Der Mond
voll von Leuchten,
als erster Gruß für das, was kommt –
lockend wie gestern,
heute ohne Wolken und nachtlos,
weil die Sonne
auf der anderen Seite der Brücke
im Sinken noch ihr Licht lässt
und die Himmelsfarbe
blassen Aprikosen gleicht –
steigt er über die Stadt
und wandert.
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first world problems

Die Leere im Bauch dehnt sich bis in den Kopf aus. Dabei soll man laut einer Studie mit Hunger die besseren Entscheidungen treffen. Ich träfe höchstens die Entscheidung, endlich eine zu treffen, weil ich zu genervt wäre, um länger über eine Sache nachzudenken. Ich käme dann schneller auf – Ach, Scheiße, ich lasse es einfach sein! Ich kaufe kein neues Fahrrad und auch kein Ticket nach Madrid, obwohl es gerade billig ist. Billiger, als ohne Spartarif nach Frankfurt am Main mit dem Zug zu fahren.
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Hirse im Glas

Vor einiger Zeit war Hirse in dem Glas – nachdem wir das Apfelmus aufgegessen hatten und bevor ich es gestern mit selbst gemachtem Smoothie füllte. Wegen des Ramadans. Weil ich dachte, nach den Saitanbratlingen und den weißen Bohnen in Tomatensoße bräuchten wir etwas Süßes. Dabei schmeckte der Smoothie gar nicht wirklich süß, und ich sage sowieso viel lieber Schmusi dazu. Trotzdem war mal Hirse in dem Glas. „Hirse im Glas“ weiterlesen

nachtmusik II

Es ist schwierig Sternschnuppen zu sehen
wenn Wipfel den Himmel verhängen
nur Teile von Sternbildern
die Achse des kleinen Wagens
etwas rast weit entfernt
ein Sputnik vielleicht
ein was?
Sputnik kennste nicht?
so runde Dinger aus Metall
mit Stacheln hinten dran
Nee!
Vielleicht fliegen die heute nicht mehr
vielleicht fliegen nur Smartphones
und zersplittern ständig –
kannste schmecken wie alles verfliegt
Da! Schon wieder einer und
unsere Hände suchen den Bären
wie der Wagen auch heißt
willst du wissen
woher ich das weiß?
Schon immer …

Es ist schwierig sitzenzubleiben
und über Vergangenes zu reden
wenn der Himmel Dach ist
unser Lager die Decke
bald das Gras
weil es schwieriger auch
still liegen unmöglich wird
denn da ist meine Hand in deiner
weil meine so friert
anders als meine Beine
die gespeicherte Sonne
die bis nachts reicht
die um dich reichen
und die beiden im Schlafsack –
da hinten liege ich sonst immer –
vorhin waren die betrunken
bemerken uns nicht …

Herzschläge später erst bemerken wir
vier Hasen im Laternenlicht
du hattest ja nur Augen für eins
trotzdem bleibt es schwierig
Sternschnuppen zu sehen
weil ich jetzt zur Musik
wenn deine Hände Saiten spielen
meine Augen schließe …

Alles Jetlag?

Erneut viel zu lange geschlafen. Mein Rhythmus ist noch nicht wieder MEZ geeicht. Doch heute ist der Tag, an dem die Zwillingseltern mit mir rechnen. Ich soll etwas eher kommen, damit wir noch das Organisatorische besprechen können. Sie warten seit über zwei Monaten auf meinen Einsatz. Das ehrt sie. Oder mich. Keine Ahnung. In meinem Kopf jedenfalls ist 14:30 Uhr abgespeichert.
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