verblendet.

Der Nachbar spielt mit mir
Rätselspiele voller Licht.
Gewagt, denke ich,
am helllichten Tage
über die Straße hinweg
blinkt es von seinem Balkon
direkt in mein Fenster.
Wie ging denn bloß das Morsen?
Oder soll ich den Wind fragen,
der die Vogelscheuche
vor seinem Fenster
bewegt?

© Jo Lenz, 2016

Du Himmel

Mönsch, war dit schön heute Morjen … und ich hatte keinen Fotoapparat griffbereit 😉 Dafür fand ich aber eben ein paar Worte dazu.

Oh Himmel du Himmel
wie kommste mir vor
Als stünd ick direkt
vor der Hölle Tor
rotvoll flammend
So nah so fern
So een leuchtendet Oben
hab ick irre jern

Oh Himmel ick wünschte
ick könnte dir zeijen
den andern die dir vaschlafend ruhn
Aber Himmel und Herrjott
die müssen verzeihen
ick habe mit kieken jenuch zu tun

bevor du gehst

pflück doch ein stück von dem großen ganzen
und dann lass uns klammheimlich damit verschanzen
hinterm wunschbusch mit aussicht auf traumerfüllung
dort wartet zart rosa die neueste enthüllung
auf unsere neugier mein hoffen dein suchen
los backen wir daraus geheimniskuchen
naschen ein stück trinken phantasie
werden stark wie riesen und satt wie nie

spiel noch ein stück in dem großen ganzen
und lass uns gemeinsam aufs meer hinaus tanzen
über wellen mit anlauf in leichtigkeit springen
der sonne vom wasser ein liebeslied singen
dass sie rot vor freude und strahlend steht
bevor sie am abend der nacht sich entzieht
hören wir ein stück weiter den letzten ton
und treiben in stille den müden davon

… oder schließe dich ein – dort wo du stehst
in meine gedanken – bevor du fortgehst

herzschlagwiesen

so ein stück grün
das alles andere vergessen ließ
weil alles an was du dachtest
darauf und neben dir lag
dort musstest du nur die hand ausstrecken
über halme tasten die dich kitzelten
und die hand erreichen
die sofort nach deiner schnappte
sie zuerst zart dann fester
für immer hält hält hält

so ein stück grün
das in der kälte diamanten glitzerte
weil der sommer ging mit ihm
die zeit die alles anhielt
dort musstest du nur zum himmel sehen
zwischen zugvögeln suchen die dir zurufen
flogen sie auch aufgebracht davon
mit grüßen vom geliebten
für immer bleib bleib bleib

mit knöcheln im kalten wasser oder
bis zu den knien im schnee
bei nacht in stürmen
widrigkeiten geschultert –
die einander vermissen
bleiben darauf vertrauend
liebenden wird es überall grünen
für immer herzschlag schlag schlag

aliens die sauriern gleichen

aliens
die sauriern gleichen
sobald sie geborgenheit lassen
sie erst die haustüren hinter sich
nur kurz
im schutz der maskerade die
alle an sich und darüber hinaus verstecken
sie erfolgreich unmoderne züge hinter büchern
und weitblicke ins nichts

zwei
in der s-bahn
wenig mehr auf bahnsteigen
die wir passieren
die silberne dame mit brille
auf deren schoß in deren
sicher warmen händen
der neueste king
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ich spar dir meine lippen ab

ich spar dir meine lippen ab
schweige staunend still
dann kannst du sie liebkosen
behutsam als wärns rosen
und wärn die dornen noch

als eines tages saßen
auf meiner zunge spitz
und trafen nur ein mal
empfindlich eine qual
wars dir und mir hernach
weil der kontakt abbrach
die dornen wie ein dolch

da riss ich mir die biester aus
saßen viel zu spitz
wenn ich dich nun liebkose
die blüte meiner rose
allein soll für dich sein

alles gut: stadt

aus meinem kopf schreiben werde ich dich nicht
so schnell deine lippen auf meinen leuchten
dazwischen augen wie keine so lockend

wir schwimmen zwischen den gesichtslosen
auf dem weg am fluss den der mensch bald frisst
wo du heute noch den himmel mit deinem körper blendest

stehen morgen körper aus beton für noch mehr blicke
die herzen frohlocken den leib alleine wollen
in der stadt die ewigen singles im glück

nichts ist für die ewigkeit manches
erreicht nicht mal den anfang dessen was wird
wenn wir mutig genug dem vertrauen was du auslachst

aus meinem kopf schreiben werde ich dich nicht
so schnell die finger tippen was ich denke
fühlen sich die worte in jedes deiner

und halten mich fest bevor ich springe
bevor ich meinem herzen den laufpass reiche
hin zum stachel der stadt den sie lodernd bohrt

du als bote im wolfspelz an dem ich mich reibe
am flusslauf wartend zu dem du mich geführt
so lang deine lippen auf meinen leuchten

ist alles gut.

das klopfen bleibt

es war kein klopfen mit dem du kamst
meer ein rauschen voller schläge
gesang von oh wunder und staunen
für ein wesen das nichts von dir weiß

gesang überschlägt ringendes herz
hinter rippen klopft es laut im bogen
tanzt rauschen schritt für schritt
fließt seine sucht dir zu füßen

klebrig bald viel leuchten im blick
bitten war hoffen auf rückzug pein
vorprogrammiert kommt gut nie allein
daher nimm dein staunen mit dir

es blieb ein klopfen als du gingst
meer voll rauschen in seinem herz
bleibt ja die erinnerung an wunder
von denen es nichts ahnte bis dahin

ich atme für mich

das gefühl
sich dafür entschuldigen zu müssen
dass man überhaupt noch atmet

gekommen mit worten
die dir über die lippen fahren
meine worte zu vierteilen

wie kann ich auch denken
und dieses denken laufen lassen
wo es sich um dich dreht
in deiner welt
in der ich nur bin
weil die natur es wollte

wie kann ich auch fühlen
was ich empfinde
in deiner anwesenheit
ein paar stunden am tag
zwei vielleicht

das gefühl
dass es sich nur um dich dreht
in meiner anwesenheit

hingesetzt am morgen
wenn der topf duftet und dampft
und deinen tag begleiten soll

wie kann ich denn vergessen
dass ich selbstverständlich bin
weil die natur es so wollte

weil ich es so wollte
dich darin mit heißem herzen
darum werde ich weiteratmen
allein für mich

neulich

neulich
sah ich eine muse sitzen
sie hatte mich wohl erwartet
flog zuvor einige zeit um mich
doch ich nahm sie kaum war

neulich
als ich sie dort sitzen sah
und mich erinnerte an sie
fuhr sie mit einem satz
in mich nur mit einem

neulich
habe ich sie fliegen lassen
ihre zauberhände berühren nun
immer noch jeden tag mein herz
ohne dass sie es weiß